Opfer von Kinderprostitution werden immer jünger
Jedes vierte Opfer ist unter 18 Jahre
Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass mehr als jedes vierte Opfer unter 18 Jahre alt ist, schreibt „Die Welt“. In Deutschland entdeckten die Polizisten 2011 bei Kontrollen rund 650 Geschädigte. Mehr als jeder Zehnte war zwischen 14 und 17 Jahre alt. 13 Opfer sollen sogar jünger als 14 gewesen sein.
482 Verfahren wegen „Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung“ wurden 2011 abgeschlossen. Doch die Dunkelziffer liegt deutlich höher. Viele Opfer müssten bei einer Aussage vor Gericht fürchten, ins Herkunftsland abgeschoben zu werden – womöglich würden sie dort wieder in die Hände der Menschenhändler fallen, schreibt die „Welt“. Deshalb muss den Opfern „eine Perspektive“ gegeben werden. „Sie brauchen Sicherheit über ihre persönliche Zukunft nach Abschluss des Ermittlungsverfahrens“, sagt Heidemarie Rall, Expertin des Bundeskriminalamts für Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung, der Zeitung.
„Zwangsprostitution ist in der Bundesrepublik ein großes Problem“
Und was macht die Regierung während irgendwo in Deutschland Mädchen versklavt, Frauen missbraucht und Kinder zur Zwangsprostitution gezwungen werden? Sie lässt sich Zeit mit einem Gesetzesentwurf, der Opfern mehr Schutz bieten soll. Familienministerin Kristina Schröder (CDU) kündigte vor fast zwei Jahren einen Entwurf an, der Menschenhandel und Zwangsprostitution erschwere, berichtete die „Welt“ weiter. Doch das Gesetzespaket scheiterte am Widerstand in den eigenen Reihen.
Verbände kritisieren den Entwurf als „eine minimale Strafrechtsänderung“
Opposition und Opferverbände halten den Entwurf für unzureichend. „Die Bundesregierung glaubt offensichtlich, dass Menschenrechtspolitik sich darin erschöpft, Konventionen zu unterzeichnen und warme Worte zu sprechen“, sagte Volker Beck, menschenrechtspolitischer Sprecher der Grünen der „Welt“. „Das Gegenteil ist aber der Fall. Es ist harte Arbeit.“ Nur wer den Opferschutz verbessere, könne das Dunkelfeld aufhellen und die Strafverfolgung verbessern, so die Zeitung.
Die Arbeitsgemeinschaft Ecpat, die Kinder vor sexueller Ausbeutung schützen will, kritisiert, der Entwurf des Justizministeriums sei „eine minimale Strafrechtsänderung“. Er setze vieles Wichtige von dem nicht um, was Brüssel in seiner Richtlinie fordere. Zudem erfülle Deutschland grundlegende Voraussetzungen nicht, um Kinder besser zu betreuen, die Opfer von Menschenhändlern geworden sind. Demnach fehlten Unterbringungsmöglichkeiten, schrieb die „Welt“.