Wie MA11 und Psychiatrie Verantwortung tragen, sollten!:

Quelle. http://kurier.at/chronik/wien/das-martyrium-der-sophie-z/28.040.942

Was kann ein 13-jähriges Mädchen alles aushalten? Drogen, Prostitution und Psychiatrie hat Sophie Z. (Name von der Redaktion geändert) bereits hinter sich. Und dann auch das noch: Montagnachmittag stürmte eine Spezialeinheit der Polizei die Wiener Wohnung ihres Vaters.

Sophie war vom Jugendamt abgängig gemeldet worden. Der KURIER hat sie gestern in dem Moment telefonisch erreicht, als die Polizei ihren Vater niederrang.

„Ich darf jetzt nicht reden, die WEGA hat gerade die Wohnung gestürmt und meinen Vater verletzt“, sagte die 13-Jährige. Eine Polizistin nahm ihr das Telefon ab und sagte: „Ich kann Ihnen keine weitere Auskunft geben.“

Das Leben von Sophie läuft seit ihrem achten Lebensjahr wie auf einer schiefen Ebene – stets nach unten. Die alleinerziehende Mutter ist laut Auskunft des Wiener Jugendamtes (MA 11) überfordert gewesen. Deshalb unterzeichnete sie eine „Vereinbarung zur vollen Erziehung“ mit dem Amt.

Amtlicher Absturz

Doch die Hilfe des Jugendamtes brachte das Mädchen in den vergangenen fünf Jahren nicht auf den rechten Weg. Es wechselten sich Aufenthalte bei ihrer Mutter mit Aufenthalten in betreuten Wohngemeinschaften ab. Die schulischen Leistungen ließen rapide nach. Laut Auskunft des Vaters soll sich das Mädchen bereits im Alter von zehneinhalb Jahren prostituiert haben. Drogenkonsum gibt sie selbst zu.

„Ich hab mir alles im Prater besorgt, meist Amphetamine. Ich hab auch Ganja geraucht“, sagte Sophie in einem Gespräch (das Interview lesen Sie morgen im KURIER). Dann folgten Aufenthalte in der Psychiatrie am Rosenhügel und im AKH. In beiden Einrichtungen bekam sie mehrere Psychopharmaka verabreicht. Diese Medikamente, die zum Teil höchstes Suchtpotenzial aufweisen, hat sie nach eigenen Angaben auch für Partys bei Freunden gehortet, wie dem KURIER vorliegende SMS-Meldungen von Sophie bekräftigen (siehe Faksimiles).

 Der leibliche Vater, Florian F., hatte jahrelang keinen Kontakt zu Sophie. Seit geraumer Zeit versucht er aber, die Erziehung seines Kindes in die Hand zu nehmen. Das scheiterte kolossal – an ihrem 12. Geburtstag versuchte Sophie nach einem Streit mit der Mutter im Badezimmer der väterlichen Wohnung mit Tabletten Selbstmord zu begehen. Dann kam sie in die Psychiatrie.

Florian F., der keine Obsorgeberechtigung hat, hat mittlerweile Besuchsverbot, darf keinen Kontakt zu Sophie aufnehmen. Er sieht sich und seine Tochter als Opfer des Jugendamts: „Die Therapien und Aufenthalte haben bei Sophie immer nur alles verschlechtert.“ Eine Sprecherin der MA 11 erklärt: „Der Vater bringt eine Dynamik rein, die es dem Kind noch schwerer macht, klare Gedanken zu haben. Er glaubt, durch ,enge Führung‘ zum Erfolg zu kommen. Doch das hat Sophie ja auch nicht ausgehalten.“

Als letzten Ausweg sahen das Amt und die Sozialpädagogen das Schiff „Noah“, das vor Portugal kreuzt. Das Schiff dient als sozialtherapeutische Einrichtung für Jugendliche, die als besonders schwierig gelten.

Tumult

Dort ist Sophie vor rund einer Woche hingebracht worden. Auch das lief nicht ohne Tumult ab. Helfer des Vaters wollten Sophie zuvor aus der geschlossenen Abteilung des AKH „befreien“, einer soll dabei einer Pflegerin gegenüber handgreiflich geworden sein.

Schließlich wurde das Mädchen in der Nacht, von der Polizei eskortiert, zum Flughafen gebracht, wo der Vater den Abflug verhindern wollte. „Die wollen meine Tochter abschieben“, protestierte Florian F. vergeblich. Denn Sophie kam in Portugal an. Nach wenigen Tagen sahen sich die Betreuer Sophie nicht mehr gewachsen, wie Herbert Siegrist, Leiter des Arbeitskreises „Noah“, gegenüber dem KURIER erklärt. So kam sie bereits nach einer Woche, Sonntagnacht, zurück. Eigentlich hätte der Aufenthalt in Portugal neun Monate dauern sollen.

Die Mutter und eine Sozialarbeiterin warteten vergeblich auf das Kind. Denn es lief, als sie in der Ankunftshalle ankam, sofort zum Vater, der mit ihr verschwand.

Es folgte die Abgängigkeitsanzeige durch die MA 11. Wie ein Polizeisprecher bestätigt, habe es deswegen am Montag eine „angeordnete Hausdurchsuchung“ der Polizei in der Wohnung des Vaters gegeben, der er sich widersetzt habe. Deswegen sei die Spezialeinheit WEGA angefordert worden. Laut Anrainern sollen fünf Polizeiautos im Einsatz gewesen sein. Die Wohnungstüre wurde aufgebrochen. „Herr F. ist in Zwangsjacke und mit Fußfesseln abgeführt worden“, schildert eine Nachbarin. Auch Sophie habe die Wohnung in Begleitung verlassen.

(kurier) Erstellt am 24.09.2013, 06:01  Hier mehr dazu und Fotos